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In unserem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Vorhaben „Erinnerungsorte und konkurrierende Erinnerungskulturen“ sollte es um die teils stark divergierenden Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg in den Gesellschaften Deutschlands, Polens, der Republik Moldau und der Ukraine gehen. In zwei Workshops sollten Studenten der Geschichtswissenschaft, Historiker und Geschichtslehrer zu Fragen von Widerstand und Kollaboration, von Schuld und Leid ins Gespräch kommen und eigene und fremde Erinnerungsnarrative diskutieren.


Während der Vorbereitungen für einen ersten Projektworkshop in Chişinău ereignete sich der Überfall Russlands auf die Ukraine. Der russische Präsident Wladimir Putin legitimierte diesen völkerrechtwidrigen Angriff auch als Fortsetzung des Zweiten Weltkrieges, des Kampfes gegen den Nationalsozialismus. Dass divergierende Geschichtserzählungen das Verhältnis einzelner Länder zueinander belasten und nur durch einen kritischen und konstruktiven Dialog Aussöhnung und Verständnis erreicht werden könne, war ein wesentlicher Anlass für unser Vorhaben gewesen. Dass ein irrationales und zum Dogma erhobenes Geschichtsnarrativ zu einem Kriegsgrund erklärt werden kann, war in diesem Zusammenhang beinahe erwartbar und darum jedoch nicht minder verstörend.


Wegen der unsicheren Lage in der Republik Moldau seit dem 24. Februar 2022 mussten wir den Workshop in Chişinău absagen. Die hierfür vom DAAD bewilligten Mittel konnten umgewidmet und als Stipendien vier ukrainischen Wissenschaftlerinnen zur Verfügung gestellt werden, die teils mit ihren Kindern aus Charkiw und Kiew nach Deutschland geflohen waren.

Hierdurch konnten die Wissenschaftlerinnen im Rahmen des Projekts ihre wissenschaftliche Arbeit fortführen, die in die Projektpublikation eingegangen ist, welche auf der Homepage des Moldova-Instituts Leipzig kostenfrei heruntergeladen werden kann.


Der für den September geplante Projektworkshop in Deutschland konnte dagegen wie geplant stattfinden, dies nicht lediglich mit Beteiligung moldauischer, sondern ebenfalls ukrainischer Historiker und Geschichtslehrer. Wir sind sehr froh darüber, dass die ukrainischen Beteiligten die teils beschwerliche und naturgemäß auch gefährliche Anreise auf sich genommen haben, und dass der fachliche Austausch zwischen Ländern der EU und der Östlichen Partnerschaft auch nach Beginn des Krieges fortgesetzt werden konnte.


Eindrücke aus dem Projekt

 

Zum Programm

Programm_DE_Workshop_Erinnerungsorte_Erinnerungskulturen
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Es gehört zu den Zielen des Moldova-Institut Leipzig (MIL), deutsche Studierende von verschiedenen Universitäten zusammen zu bringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Republik Moldau kennenzulernen. Aus diesem Grund wurde auch im Jahr 2022 zum bereits 13. Mal wieder eine Sommerschule des MIL durchgeführt. Vom 24. August bis zum 13. September 2022 beschäftigten sich die sieben Studierende aus Deutschland in diesem Rahmen mit dem Thema „Ethnische Minderheiten im östlichen Europa“. Organisiert wurde die Sommerschule durch Kathrin Schöberl und Dr. Vasile Dumbrava.

Die multiethnischen Regionen im Süden der Republik Moldau und im Südwesten der Ukraine bieten ein geeignetes Laboratorium, um Strategien der interethnischen Konfliktlösung und des Umgangs mit der Multikulturalität zu erforschen und ihren Einfluss auf die Demokratisierungsprozesse und auf die Annäherung an die Europäische Union zu erfassen. Das Programm der Sommerschule bestand aus einem Intensiv-Sprachkurs Rumänisch, Institutionsbesuche, Vorträge, Diskussionen und Exkursionsprogramm.

In regelmäßigen Arbeitsgruppensitzungen reflektierten die Teilnehmer die gewonnenen Eindrücke und bereiteten die Informationen aus Vorträgen und Institutionsbesuchen auf. Das Exkursionsprogramm dient zur Vertiefung der inhaltlichen Schwerpunkte der Sommerschule durch das Kennenlernen von geschichtlich und kulturell bedeutsamen Orte. Die Aufenthalte in Comrat (Gagausien) und Tvardița (Bezirk Taraclia) veranschaulichten den Teilnehmern die ethnische Vielfalt am Beispiel der südlichen Regionen.

Viele Eindrücke hatten die Teilnehmer durch den Besuch im Dorf Alexanderfeld, wo die Bürgermeisterin von der Ansiedlung, Zwangsumsiedlung, Vertreibung und Deportation der Bessarabien-Deutschen berichtete. Die Studienfahrt zielte darauf ab, das Bewusstsein über das Verhältnis der unterschiedlichen Sprachgruppen zu schärfen und Konsequenzen für die deutsche Bevölkerung durch die Umbrüche im 20. Jahrhundert kennenzulernen.


Ein kleiner Videobeitrag vermittelt - wie kann es anders sein- nur einen Bruchteil einer arbeitsintensiven Woche der Herbstschule „Aufbau der visuelle Medienkompetenz in den Regionen in der Ukraine und in der Republik Moldova“, die in Leipzig und Berlin vom 6.11.22 -13.11.22 stattgefunden hat und im Rahmen des gleichnamigen Projekts und mit Unterstützung vom Auswärtigen Amt realisiert werden konnte. Das mehrsprachige Video mit deutschen Untertiteln gibt einen Einblick in die Arbeit der Herbstschule, lässt Teilnehmer aus der Ukraine und der Republik Moldau zu Wort kommen. Vielen Dank an Maria Ivanova, unsere Teilnehmerin aus der Ukraine, für die Aufnahmen und die Fertigstellung des Videobeitrags.


Der Fokus unserer Herbstschule lag auf der Vermittlung von auf Bildkompetenz. Bilder sind zwar seit jeher im Repertoire menschlicher Kommunikation, doch die Ausdifferenzierung der Kommunikation hat insbesondere mit der Digitalisierung zu einer gestiegenen Bedeutung von Bildern für das Weltverständnis und die Kommunikation geführt. Die Herbstschule vermittelte den Teilnehmern aus der Ukraine und der Republik Moldau zunächst Wissen zur Interpretation von Bildern /historischen Fotografien. Im Vordergrund stand der Aufbau methodisch- didaktischer Kompetenzen zur Organisation von Lernprozessen im Unterricht (Interpretation von Bildern, Aufgabenstellung, Guideline zur Bildanalyse). Das umfang- und abwechslungsreiche Veranstaltungsprogramm umfasste Diskussionen und Vorträgen und gab den Teilnehmern die Möglichkeit, Themen im Zusammenhang mit der Analyse von visuellem Material als Wissensquelle über die Vergangenheit (Interpretationen von historischen Fotografien/Bildern im

Geschichtsunterricht) sowie die Besonderheiten der Medien, ihre Verwendung von visuellen/bildlichen Werkzeugen, Mechanismen zur Schaffung und für das Verständnis von "Realität" zu diskutieren.

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