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Eine gemeinsame Erinnerungskultur als Weg zur Europäischen Verständigung: Denkmäler, Identitäten und Erinnerungskonflikte

Beschreibung

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30.07.-06.08.2023

Seit 1989 kann man in der Ukraine und Republik Moldau einen Kampf um die Vergangenheit, die neue Bewertung des sowjetischen Erbes und das gesellschaftliche Aushandeln von neuen Geschichtsbildern zu beobachten. Zwischen Anfang Dezember 2013 und dem 23. Februar 2014 wurden in verschiedenen ukrainischen Städten in spontanen Aktionen insgesamt fast 300 Lenin-Denkmäler gestürzt. Im April 2015 verabschiedete das ukrainische Parlament vier Gesetze zum Umgang mit dem kommunistischen Erbe. Dem Gesetz zufolge wird der Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg am 9. Mai in „Tag des Sieges über den Nazismus im Zweiten Weltkrieg“ umbenannt und zu lediglich einer von vielen Formen des Andenkens an den Sieg herabgestuft. Am 8. Mai soll von nun an der „Tag der Erinnerung und Versöhnung“ begangen werden. Die Mohnblume soll die russische Georgsband ablösen, das nach dem Ausbruch des Krieges im Donbass von den meisten Ukrainern ohnehin abgelehnt wird. Im Zuge der Anwendung dieser Gesetze wurden in der Ukraine bislang mehr als 1.000 Ortschaften umbenannt, die ihren Namen zu Sowjetzeiten erhalten hatten; zudem wurden mehr als 1.500 Denkmäler aus dieser Zeit abgebaut.

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Am 24. Februar 2022 startete der russische Präsident Vladimir Putin einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist in vielen Ländern eine Debatte um sowjetische Denkmäler entbrannt. In der Ukraine werden sowjetische Denkmäler abgerissen, in den baltischen Staaten werden sie demontiert und verlegt bzw. in Museen gebracht. Im Mai 2022 kündigte das lettische Parlament jenen Artikel des lettisch-russischen Nachbarschaftsvertrags von 1994, in dem sich beide Seiten zum Schutz von Denkmälern verpflichtet hatten. Bereits im Juli 2022 genehmigte die lettische Regierung die Entfernung von 69 Denkmälern und Gedenktafeln, die unter anderem das Sowjetregime verherrlichen. In Deutschland wurden seit dem Beginn des Kriegs etliche sowjetische Gedenkstätten beschmiert, darunter das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Berlin, das seitdem unter Polizeischutz steht. Auch in Deutschland gibt es aber erste Forderungen, die Denkmäler abzubauen. So hat die Berliner CDU-Abgeordnete Stefanie Bung angeregt, die sowjetischen Panzer am Ehrenmal an der Straße des 17. Juni zu entfernen.

In Moldau gibt es ebenfalls Forderungen nach Abriss sowjetischer Denkmäler, aber diese finden bislang keine Mehrheit. Ein Teil der Moldauer empfindet die sowjetischen Denkmäler in der Hauptstadt und in anderen Städten als nicht mehr tragbar - für einem großen Teil der russischsprachigen Bewohner des Landes haben diese hingegen weiterhin eine große Bedeutung. So entstehen viele Spannungen und Konflikte vor allem in den Regionen, in denen Russischsprachige kompakt leben.

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Die Sommerschule verfolgte das Ziel, Erinnerungskultur(en) in den drei Staaten Moldau, in der Ukraine und in Georgien in den Blick zu nehmen. Folgende Leitfragen bildeten hier den thematischen Rahmen:

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  • Welche Erinnerungsdebatten finden in den o.g. Ländern statt?

  • Was sind sowjetische Erinnerungsorte? Warum werden sowjetische Denkmäler abgerissen oder nicht abgerissen?

  • Sollte man die sowjetischen Soldaten, die Hitler besiegt haben, nicht in Ehren halten?

  • Welche Deutungsunterschiede werden in den o.g. Ländern sichtbar?

  • Wo liegen die Konfliktpotentiale? Welche Erinnerungskonflikte gibt es?

Moldau

Projektkoordinator

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Vasile Dumbrava

Gefördert durch

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