Nation, Identität, Rechtstaat in der Republik Moldova. Historische, sozial-politische Begriffe
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, moldauische Nachwuchswissenschaftler für begriffsgeschichtliche Untersuchungen vorzubereiten und ein Konzept für ein langfristiges Projekt zu Grundbegriffen auszuarbeiten, die im politisch-sozialen Wandel „neu“ entstanden sind. Ein weiteres Ziel des Projektes war die Vermittlung von Methoden der Begriffsgeschichte und der historischen Semantik, die sich ausgehend von den grundlegenden Arbeiten Reinhart Kosellecks als ein auch international breit rezipierter Zugang zur Geschichts- und Sozialwissenschaften etabliert haben.
Ausgangslage und Zielsetzung
Die Geschichte des politisch-soziales Denkens eines Landes erschließt sich am besten über die Begriffe, in denen sich die diskursive Konstruktion moderner politisch-sozialer Gesellschaftsentwürfe, mithin der Moderne, entäußert hat.
In der Republik Moldau verbindet sich die Hinwendung zur Nationalstaatlichkeit nicht nur mit gravierenden staatlich-politischen Stabilitätsproblemen, sondern auch mit immer wieder politisch wirkmächtig werdenden Identitätskonflikten. Eine gemeinsame und alle ethnischen Gruppen zusammenbindende „Staatsidentität“ ist umstritten oder wird in ihrer Existenz gar gänzlich bestritten. In Moldova drückt sich dies in der die Bevölkerung spaltende Konkurrenz einer „rumänischen“ und einer „moldauischen“ Identität sowie in Identitätskonflikten zwischen der rumänischsprachigen und der russischsprachigen Bevölkerung aus.
In der Republik Moldau liegen noch nicht viele Erfahrungswerte in der ideologiefreien Vermittlung von Geschichte vor. Als Ausweg hieraus erscheint bisher einzig die Arbeit mit Fallstudien. Die akademischen Kontakte innerhalb der Region bleiben insbesondere im Bereich der Geisteswissenschaften sporadisch; die theoretische und methodische Vorbereitung des akademischen Nachwuchses bleibt unzureichend. Dies ist insoweit unbefriedigend, als dass eine internationale und interdisziplinäre Ausrichtung gerade für den Beginn einer akademischen Karriere von zentraler Bedeutung ist.
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, moldauische Nachwuchswissenschaftler für begriffsgeschichtliche Untersuchungen vorzubereiten und ein Konzept für ein langfristiges Projekt zu Grundbegriffen auszuarbeiten, die im politisch-sozialen Wandel „neu“ entstanden sind. Ein weiteres Ziel des Projektes war die Vermittlung von Methoden der Begriffsgeschichte und der historischen Semantik, die sich ausgehend von den grundlegenden Arbeiten Reinhart Kosellecks als ein auch international breit rezipierter Zugang zur Geschichts- und Sozialwissenschaften etabliert haben. Mit der Sensibilisierung für die „Begriffsgeschichte“ zielte das Projekt auch darauf, Einsicht in die historische, politische und soziale Bedingtheit von Begriffen zu eröffnen. Basierend auf einer systematischen Auswertung von Texten politischen und sozialen Inhalts wurden dafür die Begriffe aus den semantischen Feldern zu Staat, Gesellschaft und Nation analysiert. In folgenden Leitfragen lassen sich die spezifischen Interessen des Projektes aufzeigen: welche Vorstellungswelten bündeln die Begriffe? In welcher Art und Weise widerspiegeln sich in den Begriffen unterschiedliche Identitätskulturen? Wann und wie entstanden neue Bedeutungszuweisungen zu Begriffen? Warum haben sich bestimmte Begriffe im politischen Diskurs durchgesetzt?

2010
Leipzig und Berlin
Projektleiter
Prof. Dr. Dr. h.c.
Klaus Bochmann

Gefördert durch

In Partnerschaft mit


