top of page

Zwischen Apokalypse und Aufbruch. Zeitgenössische ukrainische
Krisenliteratur im deutsch-ukrainischen Tandemübersetzen

Ziel des Projektes ist es, die Wahrnehmung des Kriegs im Donbas ineiner Weise zu ergänzen, dass nicht lediglich den Krieg, sondern seineFolgen für den Einzelnen multiperspektivisch erfahrbar macht.

Logo.jpg

Ausgangslage und Zielsetzung

01.01.-31.12.2021

Das Jahr 2014 steht für eine Evolution der ukrainischen Zivilgesellschaft hin zu einer Professionalisierung effizient arbeitender Vereinigungen, die weitaus mehr Menschen erreichen als je zuvor. Hier stellt sich die Frage, „inwieweit diese Gruppen aktiv bleiben“ und ob es gelingt, „die Organisationsfähigkeit und den ehrenamtlichen Einsatz aufrechtzuerhalten und auf andere Inhalte zu übertragen“. Auf der anderen Seite ist zu konstatieren, dass die ukrainische Zivilgesellschaft an einem Scheideweg steht. Denn die Ursache der gestiegenen Selbstorganisation – der Krieg – führte auch zu einer öffentlichen Präsenz dessen, was Andreas Umland die „unzivile Gesellschaft“ nennt – ultranationalistische und radikalisierte Gruppen, die teils aus Unterstützerorganisationen des Militärs oder Bürgerwehren hervorgegangen sind und inzwischen auch in Bereichen wie Korruptionsbekämpfung und Umweltschutz aktiv sind. Es steht zu befürchten, dass durch sie eine Renaissance rechtsextremer politischer Parteien, die derzeit in der Ukraine völlig marginalisiert sind, gelingen könnte.

Diese Problematik findet in der Entwicklungszusammenarbeit bislang kaum Beachtung, vornehmlich deswegen, weil der Krieg im Donbas in Deutschland und Europa hauptsächlich als geopolitisches Ereignis bzw. als postimperialer/postkolonialer Konflikt wahrgenommen wird.

Ziel des hier vorgeschlagenen Projektes ist es, diese Wahrnehmung in einer Weise zu ergänzen, dass nicht lediglich den Krieg, sondern seine Folgen für den Einzelnen multiperspektivisch erfahrbar macht. Diese Folgen, die von der Zivilgesellschaft bewältigt werden, werden andererseits künstlerisch verarbeitet und werden dadurch erst mitteilbar. Die Literarisierung des bewaffneten Konflikts stellt ein Mittel zur Konfliktbewältigung dar. Die so entstandene gegenwärtige ukrainische Kriegsliteratur hat dabei das Potential, die Traditionslinien sowjetischer Darstellungen des Zweiten Weltkrieges, zu durchbrechen, die sich derzeit in der Obsession mit den Großen Vaterländischen Krieg in Literatur, Film und Computerspiel in Russland unverändert fortsetzt. Nicht länger Heldenmut und Vaterlandsliebe oder Opfertod im Partisanenkampf stehen im Fokus der modernen ukrainischen Kriegsliteratur, sondern das Erleben von Ohnmachtsgefühlen und ihre Überwindung in Empowerment-Erfahrung abseits des Schlachtfeldes. Die aus vielen verschiedenen Perspektiven vor allem auch von Frauen und Heranwachsenden gezeigten Ereignisse sind ungeeignet, um für die Nationsbildung und die „Stärkung der Heimatfront“ instrumentalisiert zu werden. Sie zeigen, dass sich das nationale Trauma dieses Krieges ebenso wie der Zusammenbruch der UdSSR nicht durch martialische Rhetorik und postimperiale Reflexe, sondern durch Solidarität und Kooperation, aus der zivilgesellschaftliche Impulse erwachsen können, bewältigen lässt.

Deutschland/Ukraine

Projektleitung

Download.png

Dr. Christian-Daniel Strauch

Oksana.jpg

Oksana Molderf

Gefördert durch

csm_DAAD-Logo2_75319e5bc1.png
bottom of page